Eine Krankheit, die viele Kaninchen das Leben gekostet hat, ist die Kaninchenpest, wissenschaftlich Leporipoxvirus myxomatosis. Sie wird durch ein mit den Pocken verwandtes Virus ausgelöst. Myxomatose wird durch Stechmücken oder direkten Kontakt zu einem infizierten Tier verbreitet. Noch immer sterben in größeren Populationen je nach Virulenz des Erregers zwischen zwanzig und hundert Prozent der Tiere.
Noch vor einigen Jahren gab es keine Impfung für Kaninchen. Zunächst wurden größere Bestände geimpft. Einzelne Hauskaninchen wurden nur im Zusammenhang mit einer größeren Impfaktion geimpft.
Die eingeschleppte Krankheit
Vor dem Jahr 1952 gab es keine Kaninchenpest in Europa. Das Virus stammt aus Südamerika. Die hier lebenden Kaninchenarten tragen das Myxomatosevirus zwar in sich, erkranken aber nur minimal. Auch Feldhasen sind nicht anfällig für das Virus.
Der französische Physiker und Bakteriologe Paul-Félix Armand-Delille ärgerte sich über die unzähligen Kaninchen auf seinem Landsitz in Maillebois. Er wollte die Population dezimieren. Im Juni 1952 infizierte er deshalb zwei der Wildkaninchen mit einem Stamm des Myxomatosevirus, der ursprünglich aus Brasilien stammte. Diesen Stamm hatte er aus einem Schweizer Labor.
Da das Grundstück eingezäunt war, sah er das Risiko einer Weiterverbreitung als gering an. Aber es dauerte nicht lange, bis die Myxomatose in ganz Europa verheerende Verluste bei den Wildkaninchenpopulationen und auch bei den Hauskaninchen verursachte.
In Australien wurde Anfang der 1950er-Jahre das Virus ebenfalls eingeführt. Hier versuchte man bereits seit fünfzig Jahren, der Kaninchenplage Herr zu werden. Kaninchen kamen ursprünglich nicht in Australien vor. Sie waren zunächst von Siedlern aus Europa mitgebracht und auf den Farmen in Ställen gehalten worden, bis ein Siedler gerne wieder auf Kaninchenjagd gehen wollte und dafür 24 Kaninchen aussetzte. Innerhalb kurzer Zeit lebten überall in Australien Wildkaninchen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden nacheinander drei Zäune gebaut, um die Kaninchenpopulation einzudämmen. Als das nicht zum erwünschten Erfolg führte, wurden mit Ködern Virusstämme zu den Kaninchen gebracht. Hierdurch dämmte man die Kaninchenpopulation zwar immer wieder ein, konnte sie jedoch nicht ganz eliminieren. Noch heute werden in Australien bei größeren Kaninchenplagen die Virusköder ausgestreut.
Die Hauskaninchen schützen
Hat man selbst Kaninchen, sollte man sie vor der Kaninchenpest schützen. Denn sobald sich die Tiere infizieren, haben sie einen langen Leidensweg vor sich. Sie werden entweder nie mehr richtig gesund oder sind mit dem Tod geweiht. Infizierte Tiere sollte man in jedem Fall von den anderen trennen und sofort den Tierarzt aufsuchen. Er kann entscheiden, ob eine Impfung noch das Schlimmste abwenden kann.
Die Tiere können sich gegenseitig durch Beschnuppern und Schleimhautkontakt anstecken. Es ist also nicht nötig, die Schuhe oder andere Kleidung zu desinfizieren, wenn man in der Nähe der Kaninchen war.
Steckbrief der Myxomatose
Die Ansteckung durch Myxomatose erfolgt über Stechmücken oder Kontakt mit einem infizierten Tier. Die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch beträgt drei bis neun Tage. Apathie, Fress- und Trinkunlust sind die ersten Symptome. Danach folgen Schwellungen um die Augen, im Mäulchen, der Ohren und Genitalien. Die Tiere können durch diese Schwellungen auch unter Harnstau leiden. Nach zehn bis 14 Tagen sterben sie an den Symptomen oder an Entkräftung und Auszehrung. Eine Impfung ist möglich, muss aber alle sechs Monate wiederholt werden.